Ich erzähle dir meine Geschichte...

Ich heiße Martina und ich bin in Huanoquite geboren. Ich werde bald 14 Jahre alt. Ich habe 5 ältere Geschwister und eine jüngere Schwester.

Meine Beziehung zu meinem Vater war nie gut, er trank immer viel und wenn er dann nach Hause kam, schlug er meine Mutter, schmiss uns Kinder aus dem Haus, schlug uns mit dem Stock, dem Gürtel und sogar mit der Peitsche. Meine Mutter weinte nur. Meine älteren Geschwister sind früh weggegangen, nur mein Bruder Saturnino blieb bei uns. Meine Mama schrie uns nur an oder ärgerte sich, wenn wir die Schafe nicht richtig gehütet haben.

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Bis zur 4. Klasse ging ich in die Grundschule unserer Dorfgemeinschaft, doch im Laufe der 4. Klasse holte mich eine meiner Schwestern nach Arequipa. Ich ging dort weiter zur Schule, doch habe ich sie nicht beendet.

Meine Menstruation hatte ich mit 10 Jahren bekommen, ich wohnte gerade bei meiner Schwester Maruja. Meine Hose war plötzlich blutig, ich wusste nicht, was mir geschehen war. Niemand hatte mir je davon erzählt. Zu meiner Schwester sagte ich, es müsse Blut von dem Huhn sein, das wir am Morgen geschlachtet hatten. Ich habe mir mit Lappen geholfen, später aber merkte meine Schwester, was los war und kaufte mir Hygienebinden.

Der Vater meines Töchterchens, Julian, ist 39 Jahre alt. In Arequipa hütete ich die beiden Kinder meiner Schwester, da sie auf dem Markt und mein Schwager in den Minen arbeiteten. Einmal ging ich mit meiner Schwester, um Schuhe zu kaufen bei Julian und so lernte ich ihn kennen.

Doch zunächst ging ich zurück zu meiner Mutter, weil meine Schwester mich oft schlug. Dort besuchten uns meine andere Schwester, Andrea, zusammen mit dem Herrn Julian und dessen Frau. Sie nahmen mich mit nach Arequipa, als Babysitterin für ihren dreijährigen Sohn. Ich wollte nicht gehen, aber meine Mama und meine Schwester zwangen mich. In seinem Haus in Arequipa hat mich Herr Julian oft missbraucht. Er kam nachts, während seine Frau schlief. Einmal schlug er mich heftig, weil ich solche Angst vor ihm hatte. Ich schrie und weinte, doch seine Frau hörte mich nicht und ich habe ihr nichts gesagt.

Meine Schwester, Andrea, wohnte auch bei diesen Leuten und auch sie wurde von ihm missbraucht. Er gab uns Tabletten damit wir nicht schwanger würden, das jedenfalls sagte meine Schwester. Zu mir sagte der Señor, durch die Tabletten bekäme ich mehr Kraft. Er war nie betrunken, wenn er mich missbrauchte. Als meine Menstruation mehrere Male ausblieb, ging Herr Julian mit mir zur örtlichen Krankenstation. Eine Sonographie ergab, dass ich im 4 Monat schwanger war. Er wollte es abtreiben lassen und er suchte nach Möglichkeiten. Ich wollte das nicht, hatte Angst, denn die Schwestern in der Krankenstation hatten mir gesagt, dass ich bei einer Abtreibung sterben könnte.

Als Herr Julian mit mir nochmal zur Krankenstation ging, erwartete uns dort die Polizei. Ihn nahmen sie mit aufs Kommissariat und mich brachten sie in ein Heim, in das normalerweise Betrunkene eingeliefert werden. Dort musste ich 10 Tage bleiben. Meine Schwester Andrea erfuhr von mir durch das lokale Fernsehen, denn dort wurde veröffentlicht, dass ich zur Abtreibung gezwungen werden sollte. Wir wurden dann beide vom Gericht in ein Heim eingeliefert, von wo aus ich in die Casa Mantay geschickt wurde. Meine Schwester, die ja nicht schwanger war, kam zu „Buen Pastor“.

Ich wurde schon zuvor sexuell missbraucht. Als ich 10 Jahre alt war, kam der Mann meiner Schwester Maria sehr betrunken in mein Zimmer und legte sich zu mir. Meine Schwester wusste davon und hat mich deshalb immer geschlagen und beleidigt. Als ich 6 Jahre alt war, hat mein Vater mich einmal missbraucht, er war sehr betrunken. Mein Bruder hat mich missbraucht, während meine Mutter beim Schafe hüten war.

Zwei meiner Schwestern und meine Mutter boten mir an, mir mit dem Säugling zu helfen. Sie haben mich ermutigt, das Kind zu behalten und ich wollte das auch. Ich könnte jetzt bei einer meiner Schwestern wohnen, sie hat mir angeboten bei Gericht vorzusprechen. Aber ich weiß noch nicht ganz sicher, ob ich mit dem Baby leben möchte oder nicht. Ihr Vater und Señor Julian sind vorerst in Untersuchungshaft.